China - Eindrücke
28 April 2019
Geschafft: wir haben China auf eigene Faust bereist. Keinen Zug verpasst, gut gegessen und viel gesehen - ohne die Sprache zu beherrschen. Dabei haben wir festgestellt, dass China überraschend einfach zu bereisen ist. Wir kamen nach China nicht ganz unvoreingenommen. China hat uns durch die gute Infrastruktur, die modernen Städten und die netten Leute trotzdem positiv überrascht: alle Züge, mit denen wir gefahren sind, waren sehr schnell und pünktlich (die Deutsche Bahn könnte sich ein Beispiel dran nehmen). Die Grossstädte hatten alle ein modernes U-Bahn-Netz mit Beschriftung auf lateinischer Schrift. Das erleichtert Touristen die Fortbewegung in den Städten. Das Mobiltelefon-Netz funktionierte hervorragend (auch auf den längsten Bahnstrecken). Das bargeldlos Bezahlen ist in China heute eine Selbstverständlichkeit. Die Chinesen sind sehr freundlich, auch Touristen gegenüber. Überall wurde uns mit einem Lächeln geholfen.
Was das Essen angeht, wurden wir am Anfang etwas enttäuscht. Wir haben den Fehler gemacht, Lokale nach deren Erscheinungsbild einzustufen. Wir haben lange gesucht und nichts gefunden! Faustregel: das beste Essen ist auf der Strasse. Strassen-Küche ist die beste. Da wo viele Leute ihr Essen kaufen, wird es möglicherweise am Besten schmecken. Sehr feine und teure Restaurants können manchmal mit der Strassenküche nicht mithalten. Man wird von freundlichen Strassenverkäufer nett angelächelt und das Essen schmeckt! In den ersten Tagen haben wir uns über leere Restaurants gewundert (was meisten mit den Essenszeiten zu tun hatte). Die Gerichte waren sehr lecker: gefüllte Dumplings, breite Bandnudeln in Essigsosse, Hefeteig-Küchlein gefüllt mit Fleisch, Crepe gefüllt mit Gemüse. Alles vor Deinen Augen frisch zubereitet.
Wo waren denn die Minuspunkte: Es gab keine Offensichtliche. Vielleicht die Luft? Nicht nur in Peking, sondern auch in den kleineren Städten und überall war Dunst zu sehen. Der Himmel war selten blau. Dabei haben wir keine starke Luftverschmutzung gespürt. In Deutschland roch es mehr nach Diesel, als in Peking. Es war nicht klar, was Verschmutzung war und was Nebel. Es kann nicht sein, dass die Luftverschmutzung sich über eine Strecke von 500 KM verbreitet (oder doch?). Und wir sind über 2000 KM mit der Bahn gefahren. Das war etwas rätselhaft.
China hat beeindruckt. Wegen der unzähligen historischen Stätten, die Jahrtausende Geschichte haben. Geschichte auf die, die Chinesen (zurecht!) sehr stolz sind. Wegen der Sprache, die ein Teil dieser Geschichte widerspiegelt. Wegen der modernen und guten Infrastruktur: U-Bahnen und Hochgeschwindigkeitszüge. Wegen der netten Leute: uns wurde überall geholfen - auch wenn es sprachlich nicht einfach war. Der weite Weg hat sich gelohnt!
Peking
Ich hatte keine Vorstellung davon, wie Peking ausschauen könnte. 18 Millionen Einwohner klingt doch erstmal beeindruckend. Nach einem Tag in der Stadt hatte ich eine ziemlich deutliche Meinung: Peking ist eine der hässlichsten Städte, die ich jemals gesehen haben. Die Stadt ist an vielen Stellen sehr sauber, aber sie wirkt trotzdem schmutzig. Vielleicht durch die ungepflegten Fassaden, zusammen mit dem chaotischen Verkehr oder dem vielen Beton und Asphalt. Schwierig zu erklären.
Um das zu kompensieren hat die Stadt viel Weltkulturerbe: die Verbotene Stadt, die unzähligen historischen Stätten mit einigen Jahrhunderten auf dem Buckel. Und alles ist beeindruckend. Das U-Bahn-Netz funktioniert sehr gut. Man kommt leicht von A nach B ohne im Verkehr stecken zu bleiben. Die U-Bahn ist zuverlässig und sehr preiswert.
Wir hatten nicht so viel Zeit in Peking. Aber ein Besuch, der sich gelohnt hat (natürlich abgesehen von den vielen historischen Orten), war die "798 Art zone": ein Kunstviertel - zwar sehr kommerziell, aber ziemlich lebendig, mit netten Cafés und einige Ausstellungen. Dort ist auch das Goethe-Institut. Wir waren zweimal in Peking am Anfang und am Ende der Reise. Zum Glück haben wir uns das Beste für das Ende aufgehoben: Der Himmelstempel. Das ist eine beeindruckende Anlage!
Hotel-Tipp: Hotel Cote Cour Beijing
Pluspunkt: Der Service ist hervorragend, die Einrichtung und Umgebung sind authentisch chinesisch, das Essen ist gut und der Preis stimmt. Das Hotel hat einen lauschigen Innenhof, ein sehr schönes Restaurant mit Dachterrasse, wo man draussen sitzen kann. Hier hat einfach alles gepasst.
Minuspunkte:Das Hotel ist etwas schwierig zu finden und die Strasse vom Hotel ist etwas ungepflegt.
Hotel-Tipp: Hotel The Orchid
Pluspunkte:Lage und Service waren beide sehr gut. Das Hotel ist schön eingerichtet.
Minuspunkte: Das Frühstück im Hotel-Restaurant hat meine Erwartungen nicht entsprochen: zu westlich orientiert und dabei schlechter Qualität. Das Zimmer, das wir bekommen haben, war etwas weit weg vom Hotel (zehn Minuten zu Fuss bis zum Frühstück). Das Bad war etwas gammelig und feucht.
Pingyao
Der Altstadtkern ist Weltkulturerbe und dementsprechend gut gepflegt. Die Altstadt ist klein, und wird mit Tausenden von Touristen (uns eingeschlossen) tagtäglich heimgesucht. Sie wirkt selbst wie ein kleines Freilichtmuseum und ist zum Teil etwas kitschig: die „angeblichen Handwerker“, die vor den Geschäften sitzen und irgendwelche Stücke Eisen schmieden, sollen zeigen wie ursprünglich die Leute in der Stadt noch sind. Trotzdem lohnt sich der Halt. Wenn man die Mauer der Altstadt verlässt, erlebt man das wahre China: Strassenküche, Strassenmarkt und Chaotischer Verkehr. Das hat mir genau so gut gefallen wie die hübsche Altstadt.
Hotel-Tipp: The Water Hotel
Pluspunkt: Mitten in der Innenstadt, Sehr hilfsbereiter Personal, sauber und ruhig. Der Preis war auch angemessen
Minuspunkt: Das Hotelfrühstück ist wie erwartet mässig.
Xi’an
Wir waren drei Tage in Xi’an. Ich hatte zuvor noch nie von der Stadt gehört. Das war eine Wissenslücke, denn sie ist historisch bedeutend, da angeblich China in Xi’an „angefangen“ hat. Die Geschichte der Stadt geht auf 11 Jahrhunderte vor Christus zurück. Wir waren in Xi’an, wie die meisten Touristen, um die Terracotta-Armee zu sehen. Die Grabanlage des ersten chinesischen Kaisers, die über 2000 Jahre alt ist. Die Attraktion hat inzwischen die Anzahl der Besucher auf 65.000 pro Tag begrenzt. Man kann sich vorstellen, wie das Museum ausschaut. Eine lustige Geschichte mit der Terracotta-Armee: „nachdem die Grabanlage entdeckt wurde, haben sich einige Bauern in der Gegend gewundert, über die Aufmerksamkeit, die die Anlage bekommen hat. Sie wussten es nämlich schon länger davon und haben sich immer wieder „ein Stück Krieger“ für Ihre Dekoration zuhause geholt oder um das Dach zuhause zu reparieren.
Xi’an als Stadt ist beeindruckend: 10 Millionen Einwohner, eine moderne U-Bahn, chaotischer Verkehr und einige grosse Fussgängerzonen. Die Stadt ist in einigen Stellen sehr grün und angenehm. Xi'an war mit dem schönsten Stopp auf der Reise.
Hotel-Tipp: On-The-Way Guesthouse
Pluspunkt: Günstige Lage zur Fussgänger-Zone und schön gestylte Unterkunft mit grossen Zimmern.
Minus: Kein Room-Service und das Frühstück war etwas klein.
Shanghai
Shanghai glänzt! Die Stadt hat beeindruckende Zahlen: aktuell 23 Millionen Einwohner und einige „Vorstädte“ mit jeweils 10 weiteren Millionen. Irgendwoher müssen die 1,7 Milliarden Chinesen herkommen. Shanghai hat viel zu bieten: unzählige Museen, nette Vierteln zum Spazieren gehen, Geschäfte und Malls. Trotzdem hat die Stadt etwas langweiliges an sich: sie wirkte für uns wenig authentisch. Die besseren Viertel und Geschäfte kamen einem ziemlich amerikanisch vor, also wenig chinesisch. Die Malls waren alle ziemlich leer. Was man sich denken kann ist, dass die Preise in Shanghai etwas höher sind, als im Rest des Landes. Für Hotels muss man etwas tiefer in die Tasche greifen. Das Fazit für Shanghai bleibt etwas nüchtern: Beeindruckende Zahlen, war aber nicht meine Favorite.
Hotel-Tipp: Cachet Boutique Hotel
Pluspunkt: Sehr gute Lage an einer U-Bahn-Station, nette Einrichtung und grosse Zimmer.
Minuspunkt: Preis ist hoch
Suzhou
Suzhou haben wir in die Route aufgenommen, weil wir nicht nur in Grossstädten sein wollten. Wir dachten, das ist eine gemütliche Stadt. Falsch gedacht: die Stadt hat 10 Millionen Einwohner. Als wir ankamen, haben wir erst mal einen Schreck bekommen, da die 10 Millionen Einwohner alle an einem Ort zu sein schienen: in der Altstadt, wo unser Quartier war. Es waren so viele Leute dort versammelt, dass die Strassen wegen Überfüllung geschlossen waren. Das lag daran, dass wir in den Mai-Feiertagen in Suzhou ankamen, wo ganz China Urlaub macht. Hinterher hat sich die Lage gebessert und wir konnten die Stadt erkunden: Eine schöne Altstadt mit schönen Gärten und Museen - alles Weltkulturerbe. Der Besuch in der Stadt lohnt sich. Sie ist sehr malerisch und angenehmen - zumindest mal der Teil, den wir gesehen haben. Mit 10 Millionen hat die Stadt, viel mehr zu bieten, als das, was wir in drei Tagen sehen konnten. Zumal die meisten Sehenswürdigkeiten wegen der Feiertage bereits ausverkauft waren.